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Nicht jede Pflegekraft verdient auch überall dasselbe. Wir erklären, welche Faktoren es gibt. Und was genau in der Pflege bezahlt wird.
Was in der Pflege bezahlt wird: Die Herausforderungen und Schwierigkeiten
Die Basis der Bezahlung in der Pflege: Pflegemindestlohn und Tariflohn
Faktor 1: Als Altenpfleger, Krankenpfleger oder in einem Beruf mit einer Spezialisierung arbeiten
Faktor 4: Im Krankenhaus, Pflegeheim, Altenheim oder in einem Pflegedienst arbeiten
Faktor 7: Ost oder West? Oder gar ins Ausland? Die Region des Arbeitsplatz
Fragt man nach der Bezahlung in der Pflegebranche, führt dabei kein Weg an den Arbeitsbedingungen in Gesamten vorbei. Was nutzt ein guter Lohn, wenn die Arbeit so intensiv ist, dass man nichts vom Verdienst hat? In einem Fachartikel über Löhne in der Altenpflege des Instituts Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule und der Ruhr-Universität Bochum heißt es beispielsweise: „Für viele Pflegekräfte sind beispielsweise verlässliche Arbeitszeiten, eine ausreichende Personalausstattung und weniger Zeitdruck – also gute Arbeitsbedingungen – mindestens genauso wichtige, wenn nicht wichtigere Themen.“ (Quelle)
Nachfolgend haben wir für Sie ein paar Fakten und Zahlen zur aktuellen Lage in der Pflege in Deutschland zusammengestellt. Zudem finden Sie hier umfangreiche Informationen zu den Herausforderungen in der Pflegebranche.
Anzahl der Pflegekräfte: 1,41 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland im Bereich der Pflege, Betreuung oder Unterstützung Pflegebedürftiger (Stand 2019, Quelle).
Hohe Arbeitsbelastung: 14 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland müssen Schichtarbeit leisten, unter Pflegekräften sind das jedoch rund drei von fünf (60 % Krankenpfleger und 57 % Altenpfleger). Wochenendarbeit leistet etwa jeder dritte Erwerbstätige, bei den Krankenpflegern sind das 74 Prozent und bei den Altenpflegern 79 Prozent (Quelle: Statistisches Bundesamt).
Fachkräftemangel: Auf Basis der Anzahl an Pflegekräften pro 1.000 Einwohner sind laut der Hans Böckler Stiftung beispielsweise rund 162.000 zusätzliche Vollzeitkräfte notwendig, um in Deutschland einen vergleichbaren Stand wie die Schweiz zu haben. Oder fast 266.000, um mit Dänemark gleichauf zu sein (siehe Illustration unten).
Empfinden: Eine Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation an der Uni Duisburg-Essen hat ergeben, dass sich eine große Zahl der Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger ungerecht bezahlt fühlt. Vielen geht es so, in allen Berufsgruppen zusammen in etwa jedem Zweiten (48,6 Prozent). Doch in der Krankenpflegebranche trifft diese negative Stimmung auf nahezu Zweidrittel der Arbeitskräfte zu (64,6 Prozent).
Systemrelevanz: Eine repräsentative Umfrage der Hans Böckler Stiftung zu Beginn der Corona-Pandemie hat ergeben, dass rund neun von zehn Erwerbstätige in Deutschland (94 %) finden, dass die systemrelevanten Berufe weit besser bezahlt werden müssten.
Es sind mehrere Faktoren, die das Gehalt einer Pflegekraft beeinflussen. Im Folgenden stellen wir Ihnen die sieben bedeutendsten Faktoren vor. Diese sind:
der genaue Beruf (Altenpflege, Krankenpflege oder eine Spezialisierung)
Qualifikation und Form der Ausbildung
das Geschlecht (Stichwort Gender-Pay-Gap)
die Form des Arbeitgebers (Krankenhaus, Pflegeheim, Pflegedienst oder Altenheim)
Festanstellung oder Leiharbeit
mögliche Weiterbildungen im Beruf
Region des Arbeitsplatzes (Ost- oder Westdeutschland oder im EU-Ausland)
Kein Faktor ist neuerdings aber das Thema Tariflohn: Seit September gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen Pflegekräften, die nach Tarif oder ohne Tarif bezahlt werden.
Seit 2010 gibt es in der Pflege einen gesetzlichen Pflegemindestlohn – fünf Jahre bevor auch für alle anderen Berufe ein allgemeiner Mindestlohn eingeführt wurde. Der Pflege-Mindestlohn ist höher als der allgemeine Mindestlohn, soll die Pflege in Deutschland stärken und gerade für ungelernte Hilfskräfte als Sicherheit dienen. Seit 2021 gibt es in Abhängigkeit zur Qualifikation der Arbeitskräfte sogar drei Formen des Pflegemindestlohns, der bis Ende 2023 schrittweise erhöht wurde. Seit Dezember 2023 beträgt der Pflegemindestlohn:
für Pflegehilfskräfte ohne Qualifikation: 14,15 Euro brutto
für Pflegehilfskräfte mit Qualifikation/Ausbildung von mindestens 1 Jahr: 15,25 Euro brutto
für Pflegefachkräfte mit Ausbildung von mindestens 3 Jahren: 18,25 Euro brutto
Weitere Erhöhungen sind im Laufe des Jahres 2024 und 2025 vorgesehen.
Der nächste Schritt zur Optimierung des Gehalts in der Pflege ist die Tariftreue-Regelung, die seit September 2022 gilt: Nur noch jene Pflegeeinrichtungen werden von den gesetzlichen Pflege- und Krankenkassen zugelassen, die Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nach Tarif oder zumindest so viel wie die Durchschnittslöhne in den jeweiligen Regionen bezahlen.
Je nach Träger der Pflegeeinrichtung gibt es nicht nur eine solche Tariftreue, sondern eine konkrete Tarifpflicht. Tarife minimieren nicht nur bloß das Risiko, zu wenig zu verdienen, sondern vereinfachen auch die Berechnungen des konkreten Gehalts. In der Pflege gelten beispielsweise folgende Tarife:
Pflegekräfte in Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Kommunen: TVöD-B (Anlage E)
Pflegekräfte in Krankenhäusern in Kommunen: TVöD-K (Anlage E)
Pflegekräfte in Einrichtungen der Bundesländer: TV-L (Anlage C)
Die Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) sind in den aktuellsten Fassungen hier zu finden, die Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) hier.
Die Tariftabellen nennen unterschiedliche Gehälter, abhängig von der Qualifikation (Entgeltgruppe) und der Dauer der bisherigen Laufbahn (Entwicklungsstufen). Wer also höher qualifiziert ist und länger arbeitet, verdient mehr. In den Tarifverträgen ist genau definiert, was es mit den jeweiligen Entgeltgruppen auf sich hat. Beispielsweise startet die TVöD-B-Tabelle für Pflegedienste mit der Entgeltgruppe P 5, worunter Pflegehelferinnen und -helfer fallen, die komplett ohne Vorerfahrungen starten. Wer eine dreijährige Pflegeausbildung absolviert, würde hingegen mit der Entgeltgruppe P 7 starten. Je länger man eine gleichbleibende Stelle inne hat, desto höher steigt man in den Entwicklungsstufen. Beispielsweise beim TVöD-B steigt eine Pflegekraft nach zwei Jahren in der Stufe 2 auf Stufe 3 auf und nach weiteren drei Jahren schließlich auf Stufe 4. Außerdem gibt es neben dem normalen Gehalt noch Zuschläge. Diese gibt es bei Nachtschichten oder an Sonntagen.
Hier findest du mehr Infos zu den Tariflöhnen.
Pflege ist nicht gleich Pflege! Einen großen Unterschied macht der exakte Pflegeberuf. Die wesentliche Unterscheidung in Deutschland ist:
Gesundheits-/Krankenpflege: Hier geht es um die stationäre oder ambulante Pflege kranker Menschen. Die Pflege ist in der Regel zeitlich begrenzt.
Altenpflege: Das ist die Fürsorge von dauerhaft Pflegebedürftigen. Das können alte Menschen sein, aber auch junge Menschen, die z. B. körperlich beeinträchtigt sind und dauerhaft Pflege benötigen. Die Pflegebedürftigen werden nach einem sogenannten Pflegegrad unterschiedlich stark gepflegt, finanziert wird das dann über die Pflegeversicherung.
Die grundsätzliche Entscheidung sollte in erster Linie unabhängig vom Gehalt erfolgen. Mit Blick auf das Geld kann man aber in der Regel sagen: Gesundheits-/Krankenpflegekräfte verdienen besser als Altenpflegekräfte. Basierend auf einer Sonderauswertung von einer Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit hat das Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule und der Ruhr-Universität Bochum analysiert: Unter Vollzeitkräften in Deutschland verdienen Krankenpfleger und -pflegerinnen monatlich im Durchschnitt 3.547 Euro, Altenpflegerinnen und -pfleger hingegen nur 3.032 Euro. Das macht einen Unterschied von 515 Euro aus.
Einen großen Einfluss auf den Verdienst in der Pflege macht die Qualifikation und die Ausbildung aus. Denn der Bedarf an Pflegekräften ist in Deutschland so groß, dass auch ungelernte Personen im Pflegebereich arbeiten können – wenn auch mit geringer Befugnis. Fakt ist: Je nachdem, welchen Weg man einschlägt, so ist auch die Bezahlung später unterschiedlich.
„Bessere Arbeitsbedingungen und eine fairere Bezahlung könnten auch mehr potenzielle Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen motivieren, in der Pflege zu arbeiten“, schreibt die Hans Böckler Stiftung. Zudem nehmen viele Arbeitgeber laut einer Studie der Stiftung in Quereinsteigerinnen und -einsteiger als eine große Bereicherung wahr.
Der einfachste und schnellste Quereinstieg ist ohne jegliche Ausbildung. Um als Hilfskraft zu arbeiten, ist keine Ausbildung notwendig. In Stellenausschreibungen für Pflegehilfskräfte wird aber gelegentlich angegeben, dass eine vorherige Ausbildung oder Berufserfahrung „von Vorteil“ sein kann. Vorausgesetzt wird meist ein Hauptschulabschluss. Um mit Vorwissen zu punkten, schadet eine begonnene Pflegeausbildung nicht. Auch spezielle (oft nicht staatliche) Ausbildungsseminare, die zwischen einem Monat bis zu zwei Jahren dauern können, werden gelegentlich angeboten.
Ein Vorteil gegenüber jenen, die sich in der Pflege ausbilden lassen: Pflegehilfskräfte können direkt vom ersten Arbeitstag an mit einem Gehalt rechnen; Auszubildende erhalten in der Regel maximal eine Ausbildungsvergütung.
Der Gesetzgeber und die Krankenkassen tun alles, um die Ausbildung zur Pflegekraft schmackhaft zu machen und um den Fachkräftemangel langfristig zu mindern. Es wundert also nicht, dass die Zahl jener, die mit einer Pflegeausbildung starten, von Jahr zu Jahr wächst. 2019 begannen laut des Statistischen Bundesamts 71.300 Menschen eine Ausbildung in einem Pflegeberuf – 8 Prozent mehr als im Vorjahr und sogar 39 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Und die Ausbildungsabschlüsse 2019 waren mit 44.900 neuen Pflegefachkräften 3 Prozent höher als noch im Vorfahr und 25 Prozent höher als noch zehn Jahre zuvor.
Das Familienministerium (Kabinett Merkel IV) hat 2020 in einer Umfrage herausgefunden, dass sich jeder bzw. jede fünfte Jugendliche vorstellen kann, später in der Pflege oder in der Kinderbetreuung zu arbeiten. Konkret gibt es folgende Ausbildungsmöglichkeiten in der Pflege:
Ursprünglich gab es für die Berufe der Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege getrennte Ausbildungswege. 2020 wurden diese Ausbildungen durch das neue Pflegeberufegesetz zusammengefasst – zu der dreijährigen generalistischen Pflegeausbildung. Der Vorteil ist, dass man zunächst einmal die Ausbildung antreten kann, ohne sich im Vorfeld auf eine Spezialisierung festlegen zu müssen. Alle Auszubildenden lernen in den ersten zwei Jahren dasselbe. Die Spezialisierung auf einen bestimmten Pflegeberuf erfolgt dann erst zum dritten Ausbildungsjahr. Außerdem ist eine Ausbildungsvergütung üblich. Im öffentlichen Dienst beispielsweise gilt der „Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes“ (mit dem „Besonderen Teil Pflege“). Im ersten Ausbildungsjahr erhalten Azubis rund 1.191 Euro, 1.252 Euro im zweiten Jahr und 1.353 Euro im dritten Jahr (Quelle: TVAöD-Pflege). Hinzu kommen auch noch Zuschläge für Wochenenden, Feiertage, Überstunden oder Bereitschaftsdienste.
Erst seit den 1990ern gibt es in Deutschland die Möglichkeit, einen Pflegeberuf hochschulisch zu erlernen. Vor allem gab es Dual-Studiengänge sowie Kombi-Studiengänge, bei denen der Praxisteil in Praxisbetrieben stattfindet und der Theorieteil an Hochschulen. Teilweise erhalten die Studenten hier einen tarifliches Entgelt. Diese Form des Studiums nimmt derzeit aber ab und wird von der neuen hochschulischen Pflegeausbildung abgelöst.
Neu – erschaffen durch das Pflegeberufegesetz 2020 – ist die primärqualifizierende Pflegeausbildung an Hochschulen. Die Ausbildung ist generalistisch gestaltet, dauert mindestens drei Jahre und umfasst theoretische und praktische Lehrveranstaltungen, die in der Regel direkt an der Hochschule stattfinden. Zusätzlich finden mindestens 2.300 Stunden des Pflegestudiums als Praxiseinsätze in Pflegeeinrichtungen statt. Zum Abschluss erhalten die Studierenden einen akademischen Grad (in der Regel Bachelor) und die Berufsbezeichnung „Pflegefachfrau“/„Pflegefachmann“. Nach aktuellem Stand (Dezember 2022) erhalten die Studierenden keine Ausbildungsvergütung. Zudem gibt es auch noch Semestergebühren, die die Hochschulen von den Studierenden verlangen.
Auch jene, die im Ausland eine Pflegeausbildung absolviert haben, sollen in Deutschland die Chance bekommen, den Abschluss anerkannt zu bekommen. Laut des Statistischen Bundesamts wurden 2019 beispielsweise in der Gesundheits- und Krankenpflege 15 500 ausländische Abschlüsse anerkannt – 49 % mehr als im Vorjahr. Und seit Beginn der Erhebung 2013 habe sich diese Zahl sogar mehr als versechsfacht. Anders jedoch die Zahl jener, die eine Anerkennung in der Altenpflege anerkennen lassen wollen: 2019 gab es nur 87 Anerkennungen. Das Statistische Bundesamt mutmaßte 2021: „In der Altenpflege, in der vielfach auch ungelernte Kräfte zum Einsatz kommen, spielt die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse eine deutlich geringere Rolle.“ (Pressemitteilung vom 11. Mai 2021)
Hier finden Sie umfangreichere Informationen zur Ausbildung in der Pflege und zur Vergütung der Ausbildung.
Grundsätzlich muss man sich die Frage stellen, was genau die beruflichen Pläne sind und wie die berufliche Zukunft – sowohl in wenigen Jahren als auch in mehreren Jahrzehnten – aussehen sollte. Dank der Tariftreue-Regelung in der Pflege lässt sich genau erkennen, was in der Pflege verdient werden kann. Hier einmal ein Beispiel nach dem Tarifvertrag TVöD-B (Anlage E, Tarif ab April 2022):
Als ungelernte Hilfskraft einsteigen: Sie würden direkt Geld verdienen, und zwar laut Tarifvertrag TVÖD-B (Anlage E, Tarif ab April 2022) mit rund 2.376 Euro brutto im Monat (Entgeltgruppe P 5). Hinzu kämen noch mögliche Zuschläge für Nachtschichten, Feiertage und dergleichen.
Mit einer Ausbildung starten: Dank des Tarifvertrags für Auszubildende des öffentlichen Dienstes (§ 8 Abs. 1 TVAöD-Pflege) würden Sie direkt eine Ausbildungsvergütung erhalten. Nach der dreijährigen Ausbildung dürfen Sie dann laut Tarifvertrag TVöD-B direkt mit Stufe 2 starten – und zwar mit rund 2.932 Euro brutto monatlich (Entgeltgruppe P 7). Hinzu kommen auch hier mögliche Zuschläge für Nachtschichten und dergleichen.
Machen Sie sich klar: Obwohl Sie als Fachkraft pro Monat besser verdienen als eine Hilfskraft, dauert es locker bis zu 15 Jahren, bis der „finanzielle Vorsprung“ der ungelernten Hilfskraft aufgeholt werden kann. Die Hilfskraft verdient in den ersten Jahren nämlich weit mehr als eine Auszubildende oder ein Auszubildender. Andererseits sind die Chancen des beruflichen Aufstiegs bei jenen viel höher, die eine Ausbildung gemacht haben.
Karriere bedeutet nicht nur mehr Geld: Machen Sie sich bewusst, was genau Sie später machen wollen, ob Sie z. B. Spaß daran hätten, Verantwortung zu übernehmen. Orientieren Sie sich nicht nur rein nach dem Gehalt.
Hier finden Sie weitergehende Informationen zur Wahl, ob Sie mit einer Ausbildung oder mit einem Quereinstieg starten sollen.
Ein Begriff der bei denen niedrigen Löhnen in der Pflege immer wieder fällt, ist die Gender-Pay-Gap. Dieser Begriff bezeichnet den Unterschied des durchschnittlichen Bruttostundenlohns von Männern und Frauen. Ein Thema, dass sich durch sämtliche Branchen zieht – immerhin verdienten 2020 laut des Statistischen Bundesamts Frauen in Deutschland rund 18 Prozent weniger als Männer in der gleichen Position und mit dem gleichen Arbeitspensum. In der Pflege ist das noch weit stärker!
In Pflegeberufen ist es vor allem eine Kombination aus zwei Faktoren, die einen hohen Verdienstunterschied ausmachen: das Geschlecht in Kombination mit dem Arbeitsort (siehe hierzu Faktor 4 weiter unten). Am höchsten ist die Gender-Pay-Gap in Krankenhäusern: Frauen in Vollzeitstellen verdienen hier durchschnittlich 31 Prozent weniger als die männlichen Kollegen. Anders in Altenheimen: Hier gibt es quasi keine Gender-Pay-Gap, denn Frauen verdienten dort in 2020 sogar ein kleinwenig mehr als die männlichen Kollegen (+0,7 %). Die folgende Tabelle, nach den Zahlen des Karriereportals Medi-Karriere, bietet einen groben Überblick (über die Gehälter 2020).
Arbeitsplatz | Frauenanteil in der Pflege | Gehaltsdifferenz zu Männern in der Pflege Vollzeit (gesamt) | Gehaltsdifferenz zu Männern in der Pflege Vollzeit (nur Fachkräfte) |
---|---|---|---|
Krankenhäuser | 74 % | -31 % | -5,9 % |
Pflegeheime | 76 % | -9 % | -9 % |
Altenheime | 80 % | -5,9 % | +0,7 % |
1,41 Millionen Menschen arbeiten in Deutschland in der Pflege, die meisten davon in Pflegeheimen. Die folgende Grafik verdeutlicht die genaue Aufteilung.
Doch ist der Lohn in diesen verschiedenen Einrichtungstypen unterschiedlich? Ja, ist er. Dank der neuen Tariftreue-Regelung dürften großartige Schwankungen bald Geschichten sein. Und dennoch zeigen die Lohnunterschiede der Vergangenheit, wie die Tendenz allgemein ist – und wo auch zukünftig Unterschiede zu sehen sein könnten (wenn auch nicht in diesem hohen Ausmaß). Basierend auf Zahlen einer Sonderauswertung der Arbeitsagentur haben wir von DMRZ.de für Sie zum besseren Überblick folgende Grafik erstellt.
Beachten Sie: Die hier genutzten Zahlen sind nur Durchschnittswerte. In der Praxis weichen die Gehälter natürlich nach oben und nach unten oft ab. Es wäre also fahrlässig, wenn man sich nur an diesen Durchschnittswerten orientiert. Beispielsweise nennt das Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule und der Ruhr-Universität Bochum in einem Fachartikel auch die unteren Lohnspitzen: Jede fünfte Altenpflegehilfskraft hätte 2019 in Krankenhäusern nur 2.153 Euro verdient, in ambulanten Diensten sogar nur 1.654 Euro (jeweils in Vollzeit).
Mit Blick auf den Pflegemindestlohn ist gerade letzte Zahl erschreckend! Denn 2019 hätte eine Vollzeitpflegekraft mindestens 1.914 Euro (Westdeutschland) oder 1.827 Euro (Ostdeutschland) verdienen müssen. Auch unter dem Pflegemindestlohn arbeiteten zudem ein Fünftel aller Altenpflegehilfskräfte in Altenheimen und Pflegeheimen.
Außerdem zeigt die Auswertung, dass die Bandbreite aus Geringverdienern und Höchstverdienern in den jeweiligen Arbeitsorten unterschiedlich groß ausfällt. Am Beispiel der Altenpflegekräfte in Krankenhäusern lässt sich sagen: Unter den Fachkräften ist die Spanne am geringsten, bei den Hilfskräften am größten.
Ein weiterer Faktor, der sich auf das Gehalt einer Pflegekraft ausübt, ist die Beschäftigungsart. In den meisten Fällen ist man entweder für einen Pflegedienst oder eine andere Einrichtung angestellt oder aber als Leiharbeiterin bzw. Leiharbeiter tätig. Leiharbeit ist gleichbedeutend mit dem Begriff Zeitarbeit: Sie arbeiten in einem Verleihunternehmen, das Sie und andere Pflegekräfte an Kliniken oder Pflegeeinrichtungen verleiht. Das ist z. B. dann sinnvoll, wenn in der Einrichtung spontan ein hohes, aber zeitlich begrenztes Arbeitsaufkommen entsteht. Aber oft dient die Zeitarbeit / Leiharbeit den Arbeitgebern, um Kosten zu reduzieren.
Die Leiharbeit ist beliebt wie nie: Eine Auswertung des Instituts Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule und der Ruhr-Universität Bochum hat ergeben, dass von 2017 auf 2018 die Zahl der Altenpflegefachkräfte in Leiharbeit um 33 Prozent gestiegen ist. 6.641 Altenpflegefachkräfte arbeiten in Leiharbeit.
Vorteil der Leiharbeit ist, dass man als Pflegekraft die Arbeitszeiten selber bestimmen kann und relativ flexibel an verschiedenen Einrichtungen arbeiten kann. Auf der anderen Seite ist die Gefahr groß, dass man als Arbeitskraft lediglich missbraucht wird.
Leiharbeit lohnt sich für Pflegekräfte nur, wenn man auch mehr verdient. Nach den Erkenntnissen des Berichts des Instituts Arbeit und Technik lässt sich sagen: Je besser die Qualifikationen sind desto höher ist auch die Möglichkeit, durch Leiharbeit mehr zu verdienen. „Bei den Fachkräften haben die Leasingkräfte die regulär in den Einrichtungen angestellten Kolleg*innen bereits knapp überholt“, heißt es in dem Bericht, „2013 hatten sie noch 216 Euro weniger verdient, 2019 verdienten sie im Median 10 Euro mehr.“
Für Hilfskräfte hingegen lohne sich die Leiharbeit eher nicht. Beispielsweise in der Altenpflege würden Hilfskräfte sogar weniger verdienen als die angestellten Kollegen.
Hier finden Sie weitere Infos zur Leiharbeit in der Pflege.
Auch mitten im Arbeitsleben lässt sich Wissen aneignen. Nicht nur eine Ausbildung zu Beginn der Karriere (siehe Faktor 2 weiter oben) erhöht die Qualifikation und somit auch den Verdienst in der Pflege. Durch Fortbildungen und Weiterbildungen oder nebenberufliches Studieren können Sie mehr aus Ihrem Pflegeberuf herausholen. Grundlegend ist die Überlegung, wohin man beruflich möchte.
Fortbildungen, basierend auf den aktuellen Pflegeberuf, können z. B. Hilfskräften helfen, die Qualifikation zur Pflegefachkraft nachzuholen. Und letztere können sich durch Fortbildungen Wissen aneignen, um z. B. eine höhere Position zu erhalten – z. B. für den Posten der Stationsleitung.
Weiterbildungen hingegen bieten Ihnen ein neues Wissensgebiet – beispielsweise die Spezialisierung zur Fachkrankenpflegerin für Intensivpflege oder zum Wundexperten. Auch ist es möglich, sich mehr Theorie, sich mehr wissenschaftliches Wissen anzueignen. Das ist z. B. dann praktisch, wenn Sie die praktische Pflegearbeit vermehrt hinter sich lassen wollen, ohne die Branche wechseln zu müssen. Hierbei ist es aber wichtig, den Markt genau zu studieren und idealerweise auch mit Mitarbeitern in der Pflege über die Zukunftspläne zu sprechen. Pflegekräfte werden auch in Zukunft immer benötigt – aber wie viele offene Stellen gibt es für Pflegewissenschaftler? Ist die Chance hoch, nach der Weiterbildung auch wirklich mehr zu verdienen?
Mögliche Wege für Fort- und Weiterbildungen sind Berufsschulen oder Abendschulen, die sich nebenberuflich besuchen lassen. Auch kann man ein Studium oder Fernstudium machen. Das Gute ist hierbei ist, dass die bisherigen Erfahrungen und Ausbildungen sich in der Regel für ein Studium anrechnen lassen. Das kann das Studium möglicherweise verkürzen.
Wer ein Pflegestudium gemacht hat, steigt (im Gegensatz zu einer klassisch ausgebildeten Fachkraft) nicht mit der Entgeltgruppe P 7, sondern mit P 9 ein. Monatlich lässt sich hier 3.374 Euro brutto verdienen. Weitere Aufstiegsmöglichkeiten: P 12 ist für Stationsleiterinnen und -leiter (3.969 Euro bis 4.717 Euro) und P 14 für Bereichs-oder Abteilungsleiterinnen oder -leiter (4.288 Euro bis 5.345 Euro). Bei sogar noch weit mehr Verantwortlichkeiten ginge es bis P 16, womit Gehälter von 4.491 Euro bis maximal 6.011 Euro möglich wären.
In Zukunft macht es dank der Tariftreue-Regelung vermutlich keinen großen Unterschied, ob man als Pflegekraft in West- oder Ostdeutschland arbeitet. Beispielsweise der Pflegemindestlohn ist mittlerweile in beiden Teilen Deutschlands gleich. Doch in der Praxis sind schon noch finanzielle Unterschiede zu sehen. Die folgende Infografik zeigt Ihnen, wie die finanziellen Unterschiede zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland/Berlin sind.
Auch in den einzelnen Bundesländern sind Lohnunterschiede zu erkennen. Laut des Instituts Arbeit und Technik verdient eine Pflegefachkraft in Baden-Würtemberg im Durchschnitt fast 800 Euro mehr als eine Kollegin oder ein Kollege in Sachen-Anhalt! Die Spanne bei den Hilfskräften beträgt hingegen knapp 500 Euro (Nordrhein-Westfalen zu Sachsen).
Denkbar ist schließlich auch die Überlegung, ob man als Pflegekraft nicht auch im Ausland arbeiten möchte. Das Karriereberatungsunternehmen Medwing sagt dazu: „Noch immer liegt das Einkommen vieler Pflegekräfte unter dem Durchschnittsgehalt in Deutschland. Dies führt dazu, dass unzufriedene Pfleger:innen zum Teil in andere Länder wie die Schweiz oder Luxemburg abwandern. Dort verdienen sie um einiges mehr.“
Außerplanmäßig gibt es natürlich noch weitere Faktoren, die den Verdienst in der Pflege beeinflussen. Neben Weihnachtsgeldern oder „13. Gehältern“ gibt es aber auch Sonderzahlungen anlässlich der Corona-Pandemie. Hier haben wir für Sie einmal alle Corona-Prämien und -Boni zusammengefasst, die Pflegekräfte im Laufe der Corona-Pandemie erhalten haben.
Bonuszahlungen aufgrund der heftigen Mehrbelastung durch die Pandemie sind jedoch stark in der Kritik. Bereits 2021 urteilte Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK): „Nach den Erfahrungen mit den bisherigen Bonuszahlungen sollte (...) klar geworden sein, dass dadurch keine langfristigen Verbesserungen für die beruflich Pflegenden erreicht wurden und dass eine ungerechte Verteilung zu Spaltungen innerhalb der Berufsgruppe führt.“
Rund Zweidrittel der Pflegekräfte Deutschlands arbeiten in Pflegeheimen oder in ambulanten Pflegediensten – aber verdienen hier im Durchschnitt weniger als in anderen Einrichtungen. Vor allem zeigen die Zahlen, die wir in diesem Ratgeberartikel vorstellen, dass gerade die ungelernten Pflegekräfte unter niedrigen Löhnen zu leiden haben. 2019 beispielsweise verdiente jede fünfte Altenpflegehilfskraft (Vollzeit) in Pflegeheimen 1.813 Euro, in Altenheimen 1.810 Euro und in ambulanten Diensten sogar nur 1.654 Euro. Und das, obwohl der Pflegemindestlohn zu dieser Zeit bei 1.914 Euro (Westdeutschland) und 1.827 Euro (Ostdeutschland) lag.
Hoffnung weckt die neue Tariftreue-Regelung. Laut Caritas hätten in etwa 70 Prozent der Pflegeanbieter bisher keinen Tarifvertrag angeboten. Die neuen Vorgaben zur Tariftreue seit September 2022 dürfte für fairere Löhne in der Pflege sorgen – insbesondere für die Geringverdiener unter den Pflegekräften.
Trotz allem stehen die Pflegeberufe weiterhin in der Kritik, dass sich mit ihnen trotz ihrer Systemrelevanz zu wenig verdienen lässt. Mit Blick auf einen immer älter werdenden Bevölkerungsdurchschnitt und einem steigenden Pflegebedarf, muss die Pflege zukünftig neu gedacht werden. Bisher gab es z. B. Vorschläge eines Mindesteinstiegsgehalts für Pflegefachkräfte in Höhe von 4.000 Euro oder eine großangelegte konzertierte Aktion zur Pflege. Es bleibt abzuwarten, was der Gesetzgeber und die Krankenkassen in Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden wirklich tun, um die Pflegearbeit attraktiver zu machen.
Hier haben wir für Sie genauer aufgeführt, was sich alles in der Pflege ändern muss.