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Seit April 2019 ist der neue Transportschein gültig. Zeit für eine erste Bilanz. DMRZ.de sprach mit Toralf Keiler, Vorsitzender des Landesverbands für das Taxi- und Mietwagengewerbe Mecklenburg-Vorpommern, über das neue Muster 4 – und was noch verbesserungswürdig ist.
Herr Keiler, wie verlief denn bei Ihnen in der Region der Wandel vom alten zum neuen Transportschein?
Der verlief eigentlich ganz gut. Manche Ärzte weigerten sich jedoch am Anfang, die neuen Scheine zu kaufen, solange sie noch einige der alten da haben. Wir haben dann mit den Krankenkassen besprochen, dass es erst einmal eine Übergangsfrist von drei Monaten gab. Bis das neue Muster 4 endlich Routine wurde. Das hat gut funktioniert. Bei einigen der anderen Landesverbände verlief es ähnlich.
Bietet das neue Muster 4 eine Verbesserung zur vorherigen Variante?
Jein. Denn der neue Transportschein hat ein paar Schwächen. Beispielsweise gibt es nur noch Felder für acht statt zehn Fahrten. Auch lassen sich keine Positionsnummern mehr angeben. Das heißt also, man hat nun mehr Papierkram. Jede Verordnung benötigt nun also auch noch Begleitzettel. Immerhin: Wenn man über DMRZ.de abrechnet, hat man den Vorteil, dass die Positionsnummern in die Abrechnungsfälle eingetragen werden können.
DMRZ.de hat für Sie alle Infos rund um den Transportschein zusammengetragen. Was ist neu und was muss wie ausgefüllt werden?
Neu ist auch die Genehmigung. Ist das kein Gewinn für die Branche?
Leider nein. Denn der verordnende Arzt kann selber nicht entscheiden, ob eine Fahrt genehmigungsfrei ist oder nicht. Das machen die Krankenkassen. Wenn das Feld „Genehmigungsfreie Fahrten“ angekreuzt ist, heißt das also noch lange nicht, dass ich dafür auch mein Geld kriege. Der Arzt weiß ja nicht, welchen Rahmenvertrag man hat und was darin geregelt ist.
Was stört noch am neuen Transportschein?
Der Gesetzgeber sagt, dass Fahrgäste mit Pflegegrad 3, 4 und 5 von der Genehmigungspflicht befreit sind – aber das letzte Wort hat auch hier die Krankenkasse. Die sitzt am längeren Hebel. Und wenn eine Leistung nicht bezahlt wird, dann haben sie zwei Möglichkeiten: Entweder sie gehen mit der Kasse vor das Sozialgericht oder sie wenden sich an den Leistungsnehmer, also den Versicherten. Wenn die Kasse nicht bezahlt, dann muss ich die Rechnung leider an den Versicherungsnehmer stellen.
Und an den Arzt, der die Verordnung falsch ausgefüllt hat, können Sie die Rechnung ja auch nicht stellen …
Nein, der macht ja auch nur seine Pflicht. Es ist nun mal so, dass die Ärzte und deren Mitarbeiter überhaupt nicht wissen, wie und wann so eine Verordnung ausgefüllt werden muss. Wissen Sie, wie viele Fahrgäste wir täglich ablehnen müssen, weil die Scheine nicht richtig ausgefüllt sind? Und ich selber darf die Verordnungen natürlich nicht eigenhändig korrigieren. Das wäre Urkundenfälschung. Also müsste der Kunde wieder rein zum Arzt, um dort zu sagen, was falsch ist – und bis das erledigt ist, ist das bestellte Taxi schon wieder weg. Wer kann schon eine halbe Stunde warten, bis der Versicherte wiederkommt?
Hätten Sie eine Idee, wie man das Problem lösen könnte?
Das Einfachste wäre doch, dass alle relevanten Daten auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert sind. Ist der Versicherte zuzahlungsverpflichtet oder ist er zuzahlungsfrei? Bei vielen Kassen sind beispielsweise die erste und die letzte Fahrt zuzahlungspflichtig, bei anderen aber jede Fahrt. So etwas sollte die Sprechstunde des behandelnden Arztes direkt sehen, wenn sie die Gesundheitskarte des Versicherten scannt.
Und was würden Sie sich noch wünschen?
Ich wünsche mir, dass alle Kassen die gleiche Vergütung zahlen. Egal, ob das die AOK in Mecklenburg-Vorpommern oder die BKK in Bayern ist. Alle haben den gleichen Preis und die gleiche Vergütung. Alle haben das gleiche Genehmigungsverfahren und die gleiche Abrechnungsstruktur. Man könnte so auch sehr gut Zwei-Personen-Transporte machen – auch dann, wenn die beiden Personen bei unterschiedlichen Kassen sind. Das wäre die Zukunft, die ich sie mir wünschen würde. Es muss einfacher werden. Denn bei uns fahren ja auch Leute, die sind bereits 65 Jahre alt.
Wird eine solche Vereinheitlichung denn schon diskutiert?
Da haben wir noch viel Nachholbedarf. Wir versuchen schon seit langem, alle großen Kassen – wie AOK, BKK und IKK – an einen Tisch zu bekommen. Das ist nicht gerade einfach, weil manche gesetzlichen Krankenkassen sich sträuben, mit anderen Kassen zusammenzuarbeiten. Aber es wäre eine Vereinfachung für alle. Es wäre prima, wenn wir zumindest hier in Mecklenburg-Vorpommern einen einheitlichen Vertrag bekommen. Es wäre großartig, sollte so etwas in den nächsten zehn Jahren passieren. Ich bin Optimist. Sonst würde ich diese Arbeit hier nicht machen.
Vielen Dank für das Gespräch.