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Die aktuelle politische und wirtschaftliche Lage geht auch am Taxi-/Mietwagengewerbe nicht spurlos vorüber. Inwiefern, das verrät uns Markus Gossmann: Er ist selber Taxi-/Mietwagenunternehmer und zudem der Vorsitzende der Fachvereinigung Personennahverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen (FPN). Auf Bundesebene ist er im Taxi- und Mietwagenverband Deutschland als Vizepräsident tätig. Im großen, mehrteiligen DMRZ.de-Interview stand er uns Rede und Antwort.
Herr Gossmann, alles wird teurer. Bitte beschreiben Sie die Auswirkungen dieser Tage auf das Taxi- und Mietwagengewerbe?
Markus Gossmann: Zunächst ging es nur um die Kosten für Diesel. Aber inzwischen ist eigentlich alles auf Rekordniveau. Das betrifft nicht nur den Diesel, das betrifft genauso die Ersatzteilbeschaffung – z. B. Reifen, die um 25 Prozent teurer wurden – oder Fahrzeuge. Einen Wagen, den man letztes Jahr beispielsweise für 28.000 Euro brutto gekauft hatte, bekommt man heute für 43.000 Euro angeboten. Und zudem mit einer schlechteren Ausstattung. Alles wird teurer bzw. ist bereits teurer geworden, vom Verschleißteil über die Unterhaltskosten für das Büro bis zum Papier zum Drucken der Rechnungen: Die Preissteigerungen spürt derzeit jeder.
Dementsprechend sind auch die Preise im Taxigewerbe. Die Tarife mussten einfach erhöht werden. Überall wurden längst neue Tarifanträge gestellt. Wir reden da von 20 bis 25 Prozent Aufschlag. In vielen Kreisen bzw. Städten sind diese bereits genehmigt worden. In der Regel dauert das sechs bis zwölf Monate, bis eine Genehmigungsbehörde den Antrag genehmigt hat. Und für Mitglieder unserer Fachvereinigung, die die Erhöhung bisher noch nicht selbst beantragt haben, haben wir den Antrag auf Tariferhöhung erstellt. Auch haben wir eine gutachterliche Stellungnahme für unsere Mitgliedsbetriebe abgegeben.
Gibt es noch andere Maßnahmen, wie Sie Ihren Mitglieder kurzfristig und konkret helfen können?
Markus Gossmann: Wir haben etwa versucht, auf Bundesebene eine Reduzierung der Steuern auf Diesel durchzusetzen. Dies ist uns auch für drei Monate gelungen, trifft uns jetzt aber zusätzlich mit der vollen Wucht nach dem Auslaufen der Maßnahme von Neuem. Leider konnten wir die Bundesregierung nicht dazu bewegen, auf der der europäischen Ebene die Dieselpreisgrenze zu lockern. Das hätte massiv geholfen. Auch die Landesverbände waren bei diesem Thema sehr aktiv. In manchen Kreisen und Bezirken konnten wir auch schon erste Erfolge erzielen – wie z.B. im Rhein-Sieg-Kreis, wo es lange Zeit einen Zuschlag von 50 Cent gab.
Vor allem versuchen wir, die Politik für unsere Lage zu sensibilisieren. Die Taxi- und Mietwagenbranche wird ja nicht subventioniert, jeder muss alles selbst finanzieren. Ohne einen entsprechenden Gewinn am Ende des Jahres ist der Betrieb insolvent und muss schließen. Hier springt bei den Unternehmen kein Investor ein und gleicht den Verlust aus.
Was fordern Sie denn von der Politik?
Markus Gossmann: Es müsste eine massive Entlastung für mittelständische Unternehmen geben – und Planungssicherheit. Wir fordern von der Politik, dass es eine Förderung gibt, damit für Kund:innen das Taxifahren überhaupt noch bezahlbar ist.
Busse und Bahnen werden ja von der öffentlichen Hand gefördert. Anders als der Taxiverkehr, obwohl Taxen Teil des öffentlichen Personennahverkehrs sind und gerade im ländlichen Raum auch Regionalisierungsmittel dafür eingesetzt werden könnten und müssen. Dies gilt genauso im städtischen Bereich.
Ein wichtiges Beispiel ist die Barrierefreiheit – diese wird im Bereich Taxi- und Mietwagen durch die Unternehmen finanziert. Die Zusatzkosten für den Umbau der Fahrzeuge belaufen sich schnell auf 10.000 Euro. Eine Kompensation hierfür findet nicht statt. Die Kosten sollen aber auch nicht auf dem Fahrpreis umgelegt werden. Hier muss es kurz- bis mittelfristig zu einer Veränderung kommen. Wenn wir als Taxen die barrierefreie Beförderung sicherstellen, dann ist dies eine öffentliche Aufgabe, die nicht auf private Unternehmen ohne finanziellen Ausgleich abgewälzt werden darf. Für alles gibt es Fördertöpfe, aber in diesem Fall hat nur der ÖPNV etwas davon – die Taxen sind außen vor. Hier muss eine Korrektur erfolgen.
Inwiefern?
Markus Gossmann: Die Behindertenverbände und die Politik fordern, dass mehr Fahrzeuge barrierefrei sein sollen. Es gibt auch Städte, in denen inzwischen ein bestimmter Anteil an Inklusionstaxen vorgegeben wird. Aber das sind zusätzliche Kosten von rund 10.000 Euro für jedes Fahrzeug. Zudem kommt, dass Menschen mit Behinderung nicht einfach am Straßenrand einsteigen oder aber hinausgelassen werden können. Unsere Mitarbeiter:innen holen diese oft in der Wohnung oder aber an der Haustüre ab und helfen durch Treppenhäuser, die oft alles andere als barrierefrei sind. Also solche Fahrten sind definitiv mit mehr Kosten und mit mehr Aufwand verbunden. Aber mehr Geld dafür verlangen, dürfen wir nicht.
Menschen mit Behinderung oder die aber in anderer Weise eingeschränkt sind, sollen das ja auch nicht aus eigener Tasche bezahlen. Aber es wäre ja eine Möglichkeit, wenn die Politik die Fahrzeuge subventionieren würde. Würde der Umbau der Fahrzeuge durch die öffentliche Hand quersubventioniert werden, dann wäre damit schon viel getan.
Was Subventionen angeht, sind da denn nicht E-Autos interessant?
Markus Gossmann: Ich denke, dass man hier den städtischen vom ländlichen Raum trennen muss. Dort, wo entsprechende Landeinfrastruktur vorhanden ist, sind E-Autos bestimmt der richtige Ansatz. Im eher ländlichen Raum mit wenig bis keiner Infrastruktur sehe ich hier mehr Probleme als Lösungen. Hier müssen E-Fuels und Wasserstoff gleichberechtigt, wie E-Fahrzeuge, gefördert werden. Dies fordern wir zusammen mit dem Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV).
Ich danke Ihnen für das interessante Gespräch.
Das große DMRZ.de-Interview mit Markus Gossmann geht weiter! Im nächsten Teil unserer Interviewserie befragen wir den FPN-Vorsitzenden zu der neuen Mindestlohnsteigerung.