Erwartungen an die Telematikinfrastruktur
Heilmittel, Pflege, Telematikinfrastruktur

Die Erwartungen an die Telematikinfrastruktur (TI) im Bereich Heilmittel und in der ambulanten Pflege

Neue Umfragezahlen der gematik zeigen: Die Erwartungen an die TI halten sich (noch) in Grenzen. Wir geben einen Überblick.

Die Telematikinfrastruktur (TI) ist das nächste große Ding im deutschen Gesundheitssystem, aber entwickelt sich weiterhin nur schleppend – insbesondere im Heilmittel-Bereich und in der ambulanten Pflege. Mehrmals wurde der Eintritt in die TI für diese Bereich nach hinten verschoben.

  • Ambulante Pflege: Erst im Sommer 2025 soll die TI-Anbindung in der ambulaten Pflege verpflichtend werden; häusliche Krankenpflege sowie außerklinische Intensivpflege müssen erst ab Mitte 2026 elektronisch verschrieben werden.

  • Heilmittel: Physio- und Ergotherapeut:innen, Logopäd:innen und Podolog:innen bilden in der TI-Warteschlange mit das Schlusslicht. Ab 2026 ist der Anschluss verpflichtend; die Verordnung muss erst ab 2027 elektrisch erfolgen (vorher freiwillig).

Es bleibt abzuwarten, ob diese Termine eingehalten werden oder ob die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems weiterhin langsam verlaufen wird. Wie neue Umfrageergebnisse zeigen, sind die Erwartungen unter den Heilmittel-Therapeut:innen sowie unter den ambulanten Pflegeteams eher mäßig.

TI-Atlas: Befragung von Heilmittelerbringer:innen und ambulanten Pflegediensten

Die gematik, das staatliche Unternehmen hinter der TI, befragt jährlich alle möglichen Einrichtungen. Neben den Krankenhäusern, Apotheken und Ärzt:innenpraxen wird auch der „erweiterte Nutzerkreis“ befragt. Zu diesem gehören auch Heilmittelerbringer:innen und ambulante Pflegedienste.

Zuletzt wurden im 2. Quartal dieses Jahres über 80.000 Einrichtungen im deutschen Gesundheitswesen befragt. Unter anderem forderte der Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl) seine Mitglieder auf, aktiv an der Befragung mitzumachen. „Mit Ihrer regen Teilnahme haben wir die Möglichkeit, konkrete Erwartungen und Ideen an der richtigen Stelle bei der gematik zu platzieren“, hieß es im Mai in einer Meldung des dbl, „unsere Stimme bekommt Gewicht!“

Seit wenigen Tagen nun sind die neuen Zahlen des TI-Atlas, so der Name der Befragung durch die gematik und dem IGES Institut, online. Wie sind die Erwartungen der ambulanten Pflegedienste und der Heilmittelerbringer:innen an die TI?

 

Erwartungen an Digitalisierung: In der ambulanten Pflege höher als im Heilmittelbereich

Erwartung an digitale Technologien Ambulante Pflege Physiotherapie Ergotherapie Logopädie
Nachhaltigeres Arbeiten (z.B. weniger Papier) 84 % 73 % 74 % 74 %
Effizienzsteigerung 70 % 33 % 37 % 33 %
Sicherer und komfortabler Austausch mit anderen medizinischen Einrichtungen 68 % 53 % 55 % 54 %
Entlastung 60 % 33 % 34 % 28 %
Entbürokratisierung 69 % 40 % 39 % 36 %
Kostenersparnis 56 % 30 % 31 % 28 %
Verbesserung der Versorgungsqualität 38 % 29 % 29 % 25 %

Unabhängig von der TI im Speziellen ist die Digitalisierung im Allgemeinen ein wichtiges Thema. Die Tabelle oben zeigt, dass es gerade in der ambulanten Pflege hohe Erwartungen an digitale Technologien gibt.

Für Heilmittelerbringer:innen sind die Vorzüge der Digitalisierung eher weniger zu sehen. Anders als bei den Kolleg:innen in der Pflege glauben hier nicht so viele, dass die Digitalisierung Entlastung, Entbürokratisierung, Kostenersparnis oder gar eine Verbesserung der Versorgungsqualität bringen wird. Den größten Vorteil bieten digitale Technologien in den Punkten Nachhaltigkeit (74–84 %) und interdisziplinärer / fachübergreifender Austausch (53–68 %).

 

Größter TI-Nutzen beim KIM bei der ePA erwartet

Erwarteter Mehrwert in der täglichen Arbeit Ambulante Pflege Physiotherapie Ergotherapie Logopädie
KIM 73 % 54 % 59 % 61 %
TI-Messenger 70 % 50 % 52 % 54 %
E-Rezept 80 % 75 % 48 % 51 %

Geht es konkret um die TI, dann ist auch hier zu sehen, dass die ambulanten Pflegedienste die höhere Erwartung haben (siehe Tabelle). Aber grundsätzlich jede:r Zweite oder gar mehr im gesamten „erweiterten Nutzerkreis“ erwartet durch die TI einen klaren Mehrwert für die Arbeit.

Den höchsten Mehrwert soll die TI-Anwendung „Kommunikation im Medizinwesen“ (KIM), die den sicheren Austausch zwischen Ärzt:innen, Pflegekräften und Heilmittelerbringer:innen vereinheitlichen und vereinfachen soll, bringen. Die Hoffnung ist groß, dass das antiquierte Fax in naher Zukunft endlich der Vergangenheit angehört. Für einen noch schnelleren Austausch soll zudem der TI-Messenger zum Einsatz kommen.

Die ambulante Pflege sowie die Physiotherapie freuen sich schon jetzt auf den Mehrwert, den das E-Rezept (sowie die daraus resultierende elektronische Verordnung, eVO) ihnen bietet (80 % bzw. 75 %). Bei Logopäd:innen und Ergotherapeut:innen ist die Vorfreude weit geringer (48 % bzw. 51 %).

Erwartung an die elektronische Patientenakte (ePA) Ambulante Pflege Physiotherapie Ergotherapie Logopädie
Einfacherer Zugriff auf medizinischen Informationen von Patient:innen 44 % 45 % 42 % 44 %
Zusammenarbeit mit anderen Sektoren 29 % 28 % 29 % 28 %
Verringerung des Aufwands für Kommunikation 43 % 30 % 34 % 38 %
Einrichtungsübergreifende Verfügbarkeit von Medikationsdaten 43 % 5 % 5 % 4 %
Vervollständigung der medizinischen Informationen zu Patient:innen 31 % 31 % 29 % 30 %

Der Nutzen der elektronischen Patientenakte (ePA) wurde in der Studie umfassender erfragt. Hier sind die Erwartungen eher gemischt, aber keineswegs exorbitant hoch. Am meisten wünscht man sich, per ePA einfacher auf Patient:innendaten zugreifen zu können (42–45 %). Die einrichtungsübergreifende Verfügbarkeit von Medikationsdaten ist hingegen kein Vorteil, der in der im Heilmittelbereich auf großes Interesse stößt (4–5 %).

Diese Zahlen sind nur eine aktuelle Wasserstandsmarke. Es bleibt aber abzuwarten, ob die gematik, den „erweiterten Nutzerkreis“ ernst nimmt und die TI nicht nur primär für die Ärzt:innen, Krankenhäuser und Kostenträger entwickelt. Die Belange der Heilmittelerbringer:innen und ambulaten Pflegekräfte müssen in der Umsetzung der TI erkannt und berücksichtigt werden.



TI-Atlas zum erweiterten Nutzerkreis

 

Allgemeiner Hinweis: Unsere Blogartikel dienen lediglich zur Information und bieten einen Überblick über das Thema. Trotz sorgfältiger Recherche und Prüfung können wir keine Garantie auf Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen und Daten übernehmen. Konkrete Informationen findest Du unter den jeweils genannten Quellen.

 

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