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Die Bundestagswahl rückt näher. Hierfür haben Berufsverbände für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie in Positionspapieren geäußert, was sie von der künftigen Bundesregierung erwarten. Wir haben uns die Themen angesehen und zeigen Dir acht Forderungen, die Heilmittelerbringer:innen an die nächste Regierung stellen.
1.Heilmittel neu denken: Verbände fordern Reform der Berufsgesetze
Zur Agenda der Ampel-Koalition gehörte eine Reform der Heilmittel-Berufsgesetze, wie sie etwa mit dem Gesetz zur Reform der Berufe in der Physiotherapie (PhyThBRefG) angestrebt wird. Offiziellen Angaben zufolge befindet sich das Gesetz sich noch in der Ressortabstimmung. Einige Verbände fordern jedoch schon länger neue Berufsgesetze. Etwa, um die Weichen für eine Akademisierung der Heilmittelberufe zu stellen, über die wir von DMRZ.de Dich bereits informiert haben.
Enttäuscht von der verfehlten Novellierung der Berufsgesetze unter der Legislatur aus SPD, Grünen und FDP zeigt sich der Deutsche Verband für Ergotherapie (DVE): „Die aktuelle Koalition hat einige für uns wichtige gesundheitspolitische Themen nicht umgesetzt“, schreibt der DVE. Dazu gehöre auch die „überfällige Reform der Berufsgesetze in den Therapieberufen“.
Fakt ist, selbst das jüngste Berufsgesetz für Heilmittelerbringer:innen – das der Podologie – stammt von 2001. Und das der Logopäd:innen bereits von 1980. Der Deutsche Bundesverband für Logopädie e. V. (dbl) kritisiert, in seinem Fachbereich gebe es aktuell zwölf verschiedene Ausbildungswege für Therapeut:innen an Berufsfach- und Hochschulen. Mit einem neuen Berufsgesetz könnte die Qualifikation von Therapeut:innen vereinheitlicht werden, erklärt der dbl.
2. Bildung nach internationalem Standard: Verbände wollen primärqualifizierende Studiengänge
Laut aktuellen Berufsgesetzen erfolgt die Ausbildung in Heilmittelberufen grundsätzlich an Berufsfachschulen. Und seit 2000 gibt es vereinzelt duale, ausbildungsintegrierende und additive Studiengänge – alle mit unterschiedlichen Abschlüssen. Doch der internationale Standard: Das sind primärqualifizierende Studiengänge, die hierzulande immerhin seit 2009 – dank einer Modellklausel – für Physio-, Ergotherapie und Logopädie möglich sind. Sie integrieren die staatliche Prüfung ins Studium, einziger Lernort ist die Hochschule. Praxiserfahrungen werden direkt dort sowie an angeschlossenen Heilmittelpraxen (z. B. durch Pflichtpraktika) gewonnen.
Dieses Bildungsmodell sagt mehreren Verbänden zu. So wünscht sich der DVE von der künftigen Regierung den raschen Auf- und Ausbau primärqualifizierender Studiengänge. Ein Kurs, dem sich auch der Deutsche Bundesverband für Logopädie (dbl) für Berufsausbildungen in seinem Fachbereich anschließt. Befürwortet wird eine Akademisierung mit primärqualifizierenden Studiengängen auch von den Physiotherapie-Verbänden ZVK und vpt. Die Verbände wünschen sie, da sie die Forschung fördert. Dem vpt zufolge sei Forschung im Bereich Physiotherapie international nämlich längst Standard, während sie „in Deutschland jedoch unterrepräsentiert“ bliebe. Jene Position vertritt auch der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV).
Obwohl eine stärkere Akademisierung die Forschung fördern könnte und Heilmittelberufe international vereinheitlichen würde, gibt es auch Einwände gegen sie. Kritiker:innen mahnen, die Vollakademisierung (also die ausschließlich akademische Ausbildung) würde bis hierhin gültige Bildungswege beenden und Berufsanwärter:innen mit geringerem Bildungsniveau von Heilmittelberufen ausschließen. Je nach Blickwinkel könne der Fachkräftemangel dadurch sogar noch verstärkt werden. (Das Für und Wider der Vollakademisierung bzw. Teilakademisierung haben wir an anderer Stelle umfangreich zusammengefasst.)
3. Dem Fachkräftemangel trotzen: Heilmittelerbringer:innen hoffen auf attraktivere Arbeitsbedingungen
Wie wir Dir in einem vorigen DMRZ.de-Blogartikel gezeigt haben, verdoppelten sich die Heilmittelpreise und die GKV-Leistungsausgaben laut WIdO-Heilmittelbericht 2024 im letzten Jahrzehnt. Die Preissteigerungen kamen jedoch nur bedingt in Form höherer Vergütungen bei den Therapeut:innen direkt an. Einige Verbände – darunter der Spitzenverband SHV – reklamieren deshalb rentablere Vergütungen für ambulante Therapeut:innen. Deren Löhne würden nämlich immer noch deutlich niedriger als die der stationär tätigen Leistungserbringer:innen liegen, wie der Heilmittelreport 2024 der Barmer zeigt.
Ähnlich wie der SHV setzt sich auch der Verband für Physiotherapie (vpt) für fairere Vergütungen ein, zudem fordert er längere Behandlungszeiten. Die seien in der Physiotherapie nämlich knapp bemessen: Der Zeitrahmen für eine allgemeine Krankengymnastik läge laut der Techniker Krankenkasse (TK) bei 15 bis 25 Minuten und der einer klassischen Massage bei 15 bis 20 Minuten.
4. Berufsverbände fordern den Direktzugang zu Heilmitteln
Zudem wollen Leistungserbringer:innen mehr Versorgungsverantwortung. Ermöglichen sollte dies die Blankoverordnung, die seit 1. April 2024 in der Ergo- und seit 1. November in der Physiotherapie gilt. Da jedoch auch sie den Gang zum Arzt für Patient:innen nötig macht, gibt es mit dem Direktzugang ein weiteres Unterfangen, das als geplantes Modellprojekt Eingang in den Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP fand. Dem Vorhaben nach müssten Patient:innen ihre Heilmittelverordnung nicht bei ihrem/ihrer Ärzt:in einholen, sondern könnten sich direkt an Heilmittelerbringer:innen wenden.
Gefordert wird der Direktzugang vom SHV, von den Physiotherapieverbänden ZVK und vpt, sowie vom DVE und dbl. Sein aktuell größtes Hemmnis sieht Elke Maßing, Leiterin des Referats Heilmittel im GKV-Spitzenverband, in den teils deutlich veralteten Berufsgesetzen. Durch sie fehle es in der Berufsqualifikation an Inhalten zur Diagnosenstellung, sagte Maßing GKV 90 Prozent, dem E-Magazin des GKV-Spitzenverbands.
5. Heilmittelerbringer:innen erwarten einen weiteren Abbau der Bürokratie
SHV, vpt und ZVK fordern auch, Bürokratie weiter zu reduzieren. Hierfür wollen SHV und vpt die Abschaffung der Prüfpflicht für Heilmittelverordnungen. Denn laut Urteil des Bundessozialgerichts (AZ: B 1 KR 4/09 R) vom 27. Oktober 2009 bist Du als Leistungserbringer:in ja verpflichtet, die Heilmittelverordnungen von Ärzt:innen auf Plausibilität und Fehler zu prüfen – da sonst Rechnungskürzungen drohen. Auch kritisieren die Verbände die Pflicht zum Zuzahlungseinzug. Sie sollte abgeschafft werden, da sich so wichtige Zeit sparen ließe. Statt in bürokratische Abläufe, könnte die Arbeitszeit dann in die Patient:innenversorgung fließen.
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6. Die künftige Bundesregierung soll die Digitalisierung voranbringen
Bürokratie abbauen lässt sich auch, indem die Digitalisierung gefördert wird. Etwa, wie es durch den Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI) geschieht, als dessen Herzstück die ePA für alle aktuell in einzelnen Bundesländern modellerprobt wird. Die Digitalisierung zu stärken und Leistungserbringer:innen rascher an die TI anzuschließen, fordern SHV, ZVK und vpt. Auch, weil dadurch Verwaltungsaufgaben reduziert würden und Heilmittelerbringer:innen mehr Kapazitäten für die Patient:innenversorgung bliebe.
7. Die Heilmittelbranche fordert ein Mitbestimmungsrecht im G-BA
SHV, vpt und DVE erwarten von der neuen Regierung auch, dass sie sich für einen Sitz von Heilmittelerbringer:innen im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) stark macht. Dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen gehören bislang die Bundesausschüsse von Ärzt:innen, Zahnärzt:innen und Psychotherapeut:innen. Daneben ist der Ausschuss Krankenhaus und ein Koordinierungsausschuss vertreten. Heilmittelberufe haben im G-BA bislang keinen Sitz. Ihnen kommt hier nur ein Anhörungsrecht zu. Das jedoch wollen SHV und vpt ändern.
Der SHV fordert einen stimmberechtigten Sitz für Vertreter:innen der Heilmittelberufe im G-BA. Der vpt plädiert auf ein Antrags- und Mitberatungsrecht im Bundesausschuss – ganz so, wie es analog für die Pflege im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz vorgesehen ist (mehr dazu hier).
8.Heilmittelerbringer:innen sollen in Früherkennung und Prävention von Krankheiten einbezogen werden
Mehr Behandlungsverantwortung könnte Leistungserbringer:innen auch durch gestärkte Präventionsangebote zugute kommen, fordern SHV, ZVK und DVE. Nach Veröffentlichung des Präventionsberichts 2024 Anfang Dezember resümierte der ZVK, die Potenziale von Gesundheitsprävention und -förderung seien „längst noch nicht ausgeschöpft“. Zwar hätten Angebote und die Teilnehmerzahl betrieblicher Gesundheitsförderung zuletzt zugenommen, doch gerade bei der Einbindung von Physiotherapeut:innen in Früherkennung und Prävention von Erkrankungen gäbe es noch viel Luft nach oben.
Nun weißt Du, was sich einige Heilmittel-Berufsverbände mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl von der künftigen Regierung versprechen. Wir beobachten die Lage weiter und halten Dich auf dem Laufenden, wie es mit angestrebten Gesetzesvorhaben weitergeht. Alle Informationen hierzu findest Du wie gewohnt auf DMRZ.de.
Allgemeiner Hinweis: Unsere Blogartikel dienen lediglich zur Information und bieten einen Überblick über das Thema. Trotz sorgfältiger Recherche und Prüfung können wir keine Garantie auf Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen und Daten übernehmen. Konkrete Informationen findest Du unter den jeweils genannten Quellen.