Standort- und Marktanalyse Heilmittelpraxis
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Heilmittelpraxis gründen (3): Die perfekte Standort- & Marktanalyse

Wir zeigen Dir, wie Du Dich im Einzugsgebiet Deiner Praxis richtig positionierst und welche Vor- und Nachteile Kassen- und Privatleistungen haben.

Früh in der Gründungsphase musst Du Dir einige grundlegende Fragen zu Deiner angedachten Heilmittelpraxis stellen. Im dritten Teil unserer Blogserie zur Praxisgründung zeigen wir Dir, wie eng dein geplanter Heilmittelbereich mit dem Standort sowie mit der Wahl, ob du Privat- oder Kassenleistungen anbieten willst, zusammenhängt.

Der Bedarf an Heilmitteln steigt – allein schon durch den demographischen Wandel sowie durch den Anstieg von Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, Verspannungen oder Adipositas. Das bedeutet aber nicht, dass Du deine Praxis einfach so eröffnen solltest. Egal, ob Du Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Podologie oder ein anderes Heilmittel anbieten willst: Ohne eine Marktanalyse und einer Standortanalyse solltest Du mit Deiner Praxis nicht starten.

Bei der Planung der genauen Leistung und des passenden Standorts gibt es mehrere Faktoren, die beachtet werden müssen. Folgende Themen musst Du berücksichtigen:

  1. Was bietest du an? Was ist dein Fachgebiet?

  2. Welche Form der Leistungen bietest du an? Privatleistungen, Kassenleistungen oder beides zusammen?

  3. Wie schaut es am Standort aus, wo ist das Einzugsgebiet der Praxis?

  4. Welche besonderen Leistungen möchtest du anbieten? Welche Alleinstellungsmerkmale (USPs) hat deine Praxis?

Diese Themen sind alle eng miteinander verbunden. Eine bestimmte Reihenfolge, um diese Fragen zu beantworten gibt es nicht. Idealerweise springst Du immer wieder zwischen den einzelnen Themen, damit Du Deiner Praxiseröffnung Schritt für Schritt näher kommst.

Dein Fachgebiet, Dein Angebot, Deine Spezialisierung

Was Du wahrscheinlich am schnellsten klären kannst, ist die Wahl Deines Fachgebiets. Deine Idee, eine Praxis zu Gründen, kommt ja nicht aus dem Nichts. Du bist Physiotherapeut*in, Logopäd*in, Ergotherapeut*in oder Experte in einem ganz anderen Heilmittelbereich, ist ja von Vornherein klar, was für eine Praxis du anbietest. Aber Deine Praxis kann ja auch umfangreicher ausfallen: Kannst Du mehrere Fachgebiete anbieten oder kannst bestimmte Fortbildungen einbringen? Oder planst Du eine Gemeinschaftspraxis, bei der Jede*r von Euch einen anderen Heilmittelbereich abdeckt?

Auch stellt sich die Frage, ob Du Dich spezialisieren möchtest: Beispielsweise könntest Du Dich darauf spezialisieren, insbesondere Senioren zu behandeln. Oder Du eröffnest eine reine Kinderpraxis.

Form der Leistungen: Privatleistungen oder Kassenleistungen

Entscheidend für Deine Praxisgründung ist, ob Du Dich in erster Linie an Kassen- oder an Privatpatienten richtest. Viele Heilmittelpraxen sprechen beide Zielgruppen an – aber meist überwiegt eine Ausrichtung.

Warum das relevant ist: Nicht alle Heilmittel werden von den Gesetzlichen Krankenversicherungen getragen. Hast Du Dich beispielsweise auf Homöopathie spezialisiert, dann darf diese nicht als Kassenleistung verschrieben bzw. abgerechnet werden. Oder aber Du bietest neben Kassenleistungen auch ergänzende Leistungen an, für die die Patient*innen auf Grund des zusätzlichen Services zahlen müssen.

Im Folgenden haben wir die Vor- und Nachteile der Kassenleistungen zusammengefasst:

Vorteile Kassenleistungen Nachteile Kassenleistungen
Die meisten Menschen Deutschlands sind laut der Gründerplattform (vom Bundeswirtschaftsministeriums und von der KfW) gesetzlich versichert. Das sorgt für eine gewisse Einnahmesicherheit. Du bist zu einem gewissen Maße von den Vorgaben der Gesetzlichen Krankenkassen abhängig.
Richtlinien, Verträge und Tarife werden von den Spitzenverbänden ausgehandelt. Möglicherweise werden nicht alle Leistungen ausreichend vergütet (z. B. ausführliche Therapieberichte).

Und hier die Vor- und Nachteile der Privatleistungen:

Vorteile Privatleistungen Nachteile Privatleistungen
Die Gründerplattform betont, dass bei der Abrechnung über private Krankenversicherungen häufig mehr Behandlungen pro Diagnose verordnet werden würden und auch der Satz pro Behandlung höher ausfallen würde als bei den gesetzlichen Kassen. Das finanzielle Risiko ist sehr hoch, solltest Du ausschließlich Privatleistungen anbieten. Gerade zu Beginn ist ein Erfolg nicht garantiert.
Privatleistungen bieten sich vor allem an Standorten in einem Einzugsgebiet mit gut situierten Privatpatienten an. Es ist viel Aufwand (z. B. für Marketing) notwendig, um viele Privatpatienten auf die Praxis aufmerksam zu machen (und als Stammpatienten zu etablieren).

Standort Deiner Heilmittelpraxis und Einzugsgebiet

Der ungefähre Standort Deiner Heilmittelpraxis kann vielleicht schon sehr früh feststehen – schon bei dem ersten Gedanken, eine eigene Praxis zu gründen. Dennoch solltest Du auch bei der genauen Planung der Gründung genau hinterfragen, ob die Standortwahl wirklich gut ist.

Laut der Unternehmensberatung E & E Starthilfe sollten Existenzgründer*innen als Einzugsgebiet einer Heilmittelpraxis ein Radius von drei bis fünf Kilometern berücksichtigen. Bei Deiner Standortanalyse geht es darum, zu ermitteln, wie genau die Bevölkerung in diesem Einzugsgebiet ist und wie viele ähnliche Praxen es hier schon gibt. Hinterfrage Deine Idee: Ist wirklich der Bedarf für einer Praxis, wie Du sie eröffnen willst? Und welche Leistungen kannst Du Deinen Patient*innen bieten, die die Konkurrenz nicht anbieten? Für einen guten Vergleich aller örtlichen Praxen sind Bewertungsportale sehr hilfreich. Hier kannst Du auch sehen, wie die anderen Praxen bewertet werden – und kannst überlegen, was Du vielleicht besser machen möchtest.

Eine solche Markt-/Standortanalyse ist für Jede*n wichtig – egal, ob Du eine Finanzierung von einer Bank benötigst oder nicht, ob Du ausschließlich Kassenleistungen oder Privatleistungen anbieten willst. Insbesondere im letzteren Fall ist die Wahl des Standorts sehr entscheidend: Bietet Du vorwiegend Privatleistungen an, steht und fällt Deine Praxis mit der Kaufkraft der Selbstzahler*innen und Privatversicherten in Deinem Einzugsgebiet.

Zwei weitere wichtige Faktoren zur Standortwahl sind:

  • Infrastruktur: Achte auf Aspekte wie Erreichbarkeit mit Auto oder mit dem öffentlichen Nahverkehr sowie auf Parkmöglichkeiten. Für Deine Patienten beginnt die Behandlung schon mit der Anreise. Lässt die Infrastruktur zu wünschen übrig, kann das in den einschlägigen Onlineverzeichnissen bereits negative Auswirkungen auf die Bewertung Deiner Praxis haben.

  • Nähe zur anderen Leistungserbringern: Von Vorteil ist es, wenn Arztpraxen und Apotheken in direkter Nähe Deiner Praxis sind. Auch nahe Krankenhäuser oder Pflegeheime können sich positiv auf die Patientenzahlen auswirken. Auch kann es nicht schaden, wenn Du Dich und Deine Praxis frühzeitig bei Ärzten, Krankenhäusern und Pflegeheimen vorstellst, sobald der Eröffnungstermin steht. Vielleicht ergibt sich ja direkt zum Start eine erste Kooperation mit einer nahen Arztpraxis oder einer stationären Einrichtung.


Deine Alleinstellungsmerkmale (USPs)

Schon hinsichtlich Standortanalyse/Marktanalyse haben wir Dir die Frage gestellt: Was kannst Du möglicherweise besser machen als Deine Konkurrenz im Einzugsgebiet? Es schadet nicht, sich ausführlicher mit diesem Thema zu befassen. Viel wichtiger als die Überlegung, was Du „besser“ machen kannst, ist die Frage, was Du „anders“ machen kannst. Was kannst Du anbieten, was die Anderen nicht haben? Experten sprechen von Alleinstellungsmerkmalen oder USPs (steht für „Unique Selling Proposition“).

Beispielsweise könntest du damit punkten, eine bestimmte Therapieform – beispielsweise optionale Privatleistungen – anzubieten. Auch könntest du damit werben, Hausbesuche zu machen. Befasse Dich immer wieder von Neuem mit den USPs, auch dann, wenn du bereits gegründet hast.

 

In diesem Teil unserer Serie zum Thema „Heilmittlepraxis gründen“ haben wir Dir gezeigt, wie Du Dich positionierst und den Markt sowie den Standort richtig analysierst. Auch die Unterschiede zwischen Privat- und Kassenleistungen haben wir Dir vorgestellt. Zu letzterem, den Kassenleistungen, geht es ausführlicher im nächsten Teil unserer Blogserie weiter.

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