Ausbildung von Therapieberufen im Ausland
Heilmittel

Die Ausbildung von Therapieberufen im Ausland

Ein Argument für die Vollakademisierung ist die Vergleichbarkeit und Anerkennung im Ausland. Ein Blick über die Landesgrenze.

Die Initiative „HochschuleJetzt!“ aus Studierenden der Bereiche Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie kritisiert: „Nahezu alle europäischen Länder ermöglichen grenzüberschreitende Mobilität bereits durch eine Vollakademisierung der Therapieberufe und geben ihren Bürger:innen damit die Chance auf einen intensiveren interkulturellen Austausch. Das deutsche Ausbildungssystem steht dieser Idee der EU im Weg.“ Ob „Idee“ oder nicht – inwiefern man dieser im Weg steht, wird derzeit aktiv diskutiert. Während die einen die Vollakademisierung der Heimmittelberufe fordern, wünschen andere eine Teilakademisierung.

Und unabhängig davon, wie die Debatte verläuft, zeigt ein Blick ins Ausland: Deutschland ist laut des Bündnisses „Therapieberufe an die Hochschulen“ in der Tat international das einzige Land, in dem die therapeutische Ausbildung sowohl an Berufsfachschulen als auch an Hochschulen angesiedelt ist. „Im europäischen Ausland und weltweit findet die Ausbildung der Therapieberufe seit Jahren an Hochschulen statt. Diese Ausbildungsgesetze belegen, dass Hochschulen dies leisten können“, so die Meinung des Bündnisses.

Die Ausbildung im Ausland – am Beispiel Österreich

Es lohnt sich, anlässlich dieser Debatte einen Blick ins Ausland zu werfen. Was wird dort anders gemacht? Beispielsweise zeigt der Blick nach Österreich, dass sich ein Ausbildungsstandard für Therapieberufe ebenfalls erst entwickeln musste. Doch unsere EU-Nachbarn haben diese Entwicklung weit früher eingeleitet als wir.

Ursprünglich wurden in Österreich Therapieberufe wie Logopädie oder Physiotherapie in sogenannten medizinisch-technischen Akademien ausgebildet. 2006 und 2007 wurde die Ausbildung dann durch ein Regierungsprogramm reformiert: Mit bestimmten Übergangsfristen wurden die Akademien in Fachhochschulen umgewandelt. Geregelt wurde die Ausbildung von nun an über die FH-MTD-Ausbildungsverordnung. Die Abschlüsse der klassischen Ausbildung sowie der neuen Fachhochschulausbildung wurden gleichgestellt (Quelle). Heutzutage erhält ein Absolvent zum Abschluss ein Bakkalaureat „Bakk. (FH)“ (Quelle).

Verglichen zur Ausbildung in Deutschland ist es in Österreich in der Regel nicht möglich, mit einer mittleren Reife oder dergleichen ein Therapieberuf zu erlernen. Folgende Abschlüsse sind beispielsweise für ein Physiotherapieausbildung Voraussetzung:

  • Matura (in Deutschland: Abitur)

  • Berufsreifeprüfung (in Deutschland: fachgebundene Hochschulreife – also die Zulassung, an allen Fachhochschulen studieren zu dürfen)

  • Studienberechtigungsprüfung (in Deutschland: Fachhochschulreife – also die Zulassung, nur bestimmte Studiengänge studieren zu dürfen)

Die Problematik der Vergleichbarkeit und der Anerkennung

Eines der größten Argumente, die mit Blick auf das (EU-)Ausland über die aktuelle Ausbildungssituation in Deutschland vorgebracht werden, ist die Schwierigkeit der Vergleichbarkeit. „Ein Studium mit dem Bachelorabschluss ist auf Niveaustufe 6 des Europäischen Qualifikationsrahmens angesiedelt, während der Abschluss an einer deutschen Berufsfachschule nur der Niveaustufe 4 zugeordnet ist, wodurch ein Unterschied zwischen den in Europa ausgebildeten Therapeut:innen manifestiert wird“, so „HochschuleJetzt!“.

Doch ganz so einfach lassen sich die Abschlüsse nicht vergleichen bzw. umrechnen. Schon gar nicht möchten Menschen als in Deutschland gelernte:r Therapeut:in im Ausland tätig werden. Denn es gibt keine automatische Anerkennung. Es muss immer individuell verglichen werden, ob die Ausbildung gleichwertig ist. „Dabei kann es dazu kommen, dass die Anerkennung mit Auflagen verbunden ist“, erklärt das Bündnis „Therapieberufe an den Hochschulen“. In Europa würde dies mittels der sogenannten Anerkennungsrichtlinie geregelt. Doch im schlimmsten Fall könne die Parallelität verschiedener Ausbildungsformen (laut des Bündnisses) sogar zu Irritationen bei den Anerkennungsverfahren führen.

 

In den nächsten Texten zum Thema „Ausbildung von Therapieberufen“ stellen wir die Konzepte der Voll- und die Teilakademisierung ausführlicher vor.

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