Pflege

Innovationen in der ambulanten Pflege: Das sind 7 spannende Neuerungen

Technischer Fortschritt verändert das Gesundheitssystem stetig. Wir zeigen Dir, wie sieben Neuerungen die ambulante Pflege revolutionieren könnten.

An vielen Stellen profitieren Leistungserbringer:innen und Patient:innen von neuen Erfindungen, die nicht zuletzt dem wachsenden Pflegebedarf und dem Fachkräftemangel Abhilfe schaffen sollen. Wir stellen Dir einige innovative Konzepte vor, die der ambulanten Pflege künftig helfen sollen – oder es schon jetzt tun.

1. Teleskoop: Der weltweit erste Teleroboter kommt in Haushalten zum Einsatz

Den Anfang macht eine Innovation, die menschliche und technische Fähigkeiten vereint und Pflegekräfte mittels künstlicher Intelligenz (KI) entlasten soll. Dabei handelt es sich um den Gehilfen „Robody" – dem Ergebnis des dreijährigen Forschungsprojektes Teleskoop – das Ende Januar erfolgreich beendet wurde. Mit „Robody“ gelang es erstmals, einen humanoiden Teleroboter zur Unterstützung der Pflege in Haushalten einzusetzen.

Die Pflegekräfte konnten den Roboter während der 23-tätigen Testphase aus der Ferne steuern und sich mittels Virtual Reality (VR) in die tatsächliche Pflegesituation vor Ort versetzen. So ließen sich neben alltäglicher Hilfe auch körpernahe Tätigkeiten ausüben, ohne ganz auf die persönliche Beziehung zwischen Pflegepersonal und pflegebedürftiger Person verzichten zu müssen.

„Dieser telepflegerische Ansatz vereint die Stärken von Mensch und Technologie, während er gleichzeitig den persönlichen Kontakt zwischen Pflegekräften und Pflegebedürftigen aufrechterhält“, sagt Rafael Hostettler, Mitbegründer und CEO des Konsortialführers Devanthro GmbH, in einer Ende Januar veröffentlichten Pressemitteilung des FZI Forschungszentrums Informatik. Das FZI sowie die Berliner Charité haben beide das Projekt begleitet. Entwickelt und durchgeführt wurde es von der Devanthro GmbH.

2. Dieser Gesundheits-Chatbot funktioniert auf Grundlage von Lexika

Erweitert wurden in den letzten Jahren die Möglichkeiten, die KI basierte Sprach- und Textprogramme mit sich bringen. Denn der Gesundheitssektor ist längst ein attraktiver Markt für Chatbot-Entwickler:innen, und auch die ambulanten Pflege profitiert von stetig neuen Programmen. So wurde ein neuer Chatbot – er hört auf den Namen „Buddy“ – unlängst vom Zentrum für Telemedizin e. V.  (ZTM) entworfen.

Das ZTM entwickelte den KI-Chatbot speziell für medizinische Anliegen, sodass er Fachkräften und Patient:innen zielgerichtet validierte Informationen bereitstellen kann. So hilft „Buddy“, Wissen zu erweitern und Routineaufgaben zu automatisieren. Zudem kann er Frage- und Antwortspiele erstellen, um die Gesundheitskompetenz der Beteiligten interaktiv zu verbessern. „Buddy“ lässt sich auf Webseiten oder in Apps einbinden und besitzt fundiertes medizinisches Wissen auf Basis von Lexika. Bei Bedarf kann dieses Wissen bei der Konfiguration mit eigenen Quellen angereichert werden.

3. Die App „Feebris“ entlastet Pflegepersonal

Dass die Pflege auch von Neuerungen profitiert, die ursprünglich nicht eigens für sie konzipiert wurden, zeigt diese Innovation. In Großbritannien nämlich wurde die App „Feebris“, die ursprünglich zur Diagnose von Lungenentzündungen bei Kindern in Indien entwickelt wurde, auf den Einsatz in der ambulanten Pflege angepasst. Mit Erfolg: In 13 Pflegeheimen wurde die App erfolgreich getestet, inzwischen kommt sie an über 100 Standorten in Großbritannien zum Einsatz, wie die britische Home Care Association schreibt. Die mobile, KI-gestützte Software hilft Nutzer:innen, die mit dem Stellen von Diagnosen wenig vertraut sind, komplexe Krankheitsbilder mittels modernen Sensoren zu erkennen.

„Feebris“ lässt sich zum Beispiel via Bluetooth mit medizinischen Geräten verbinden, wie etwa ein Stethoskopen, Pulsoximetern und mehr. Das ermöglicht dem Pflegepersonal, umfassende Gesundheitsbeobachtungen durch einen mehrstufigen Prozess durchzuführen, der von der App gesteuert wird. Dabei nutzt „Feebris“ künstliche Intelligenz, um Pflegekräfte bei der Einschätzung des Gesundheitszustandes von Patient:innen zu helfen und Empfehlungen auf Grundlage analysierter Gesundheitsdaten abzugeben. Den Pflegekräften soll das zusätzliche Kompetenzen verleihen und und unnötige Krankenhauseinweisungen zugleich reduzieren.

4. Sturz-Erkennung mit Sensorik und KI in der Pflege

Helfen kann KI der ambulanten Pflege auch in Notfällen, wie die nächste Erfindung zeigt. Im Januar 2024 gab die Technische Hochschule Köln (TH Köln) bekannt, ein neues Messsystem entwickelt zu haben, das Stürze in der Nähe von Pflegebetten mit 98-prozentiger Genauigkeit erkennen kann. Für die Pflege ist das ein großer Vorteil, schließlich kann es für Patient:innen gefährlich werden, wenn ihr Sturz vom Pflegepersonal länger unbemerkt bleibt.

Um gefallene Patient:innen zu identifizieren, nutzt das Messsystem der TH Köln Schwingungssensoren, die in Bettnähe platziert werden. Erfasste Daten sendet das System an eine zentrale Auswertungseinheit weiter, wo KI-basiert entschieden wird, ob ein Sturz stattgefunden hat und ob ein Alarm ausgelöst werden sollte. Trainiert wurde die KI in über tausend simulierten Sturzversuchen, sodass es lernte, verschiedene Gewichte voneinander zu unterscheiden. Die Forschenden planen, das entwickelte Sensorsystem in Feldversuchen in Pflegeheimen zu testen. Fraglich ist noch, wie Pfleger:innen über Stürze informiert werden sollen. Vorstellbar sei eine Lösung per WLAN oder anderer drahtloser Kommunikationsstandards.

5. Die E-Skin-Technologie läutet neue Generation tragbarer Geräte ein

Eine besonders vielversprechende Erfindung in der Fernbetreuung ist die sogenannte Epidermis-Technologie (auch „E-Skin“), die unter anderem im Fachmagazin Science Direct thematisiert wurde. Sie sieht aus wie ein sehr dünnes, atmungsaktives und elastisches Pflaster, das Pflegebedürftige auf der Haut tragen. Darin befinden sich höchstmoderne Messsensoren, die Signale wie Gewebespannung, Körperwärme oder gar das Elektrolytgleichgewicht messen können. Und vieles mehr, wie die Forschung hofft. Patient:innen tragen diese bequemen, dünnen Pflaster für kontinuierliche Gesundheitsmessungen, während das Gesundheitspersonal fast in Echtzeit einen Eindruck von Gesundheitsdaten erhält und schneller eingreifen kann, falls sich ihr Gesundheitszustand verschlechtern sollte.

6. Ideal für den ländlichen Raum: eNursing wird in Modellstudie getestet

Das nächste innovative Konzept vereint menschliche und technische Komponenten: Die sogenannte eNurse („E-Pfleger:in“) nutzt Methoden der Telemedizin, um die Versorgung von Patient:innen sicherzustellen. Die ist dem Modell nach hybride organisiert, sodass die eNurse zwischen Video-Konsultationen mit Pflegebedürftigen und persönlichen Besuchen bei ihnen wechselt. Jedoch sollen eNurses kein klassischer Pflegedienst sein, sondern Leistungserbringer:innen, die eng mit Ärzt:innen zusammenarbeiten. Getestet wurde das Konzept bislang unter anderem in einem Modellprojekt im oberfränkischen Hof.

7. VR-Technologie kommt Auszubildenden in der Pflege zugute

Zugute kommen können Innovationen jedoch nicht nur der Patient:innenversorgung, sondern auch Auszubildenden in den Pflegeberufen. So etwa mit der VR-Technologie „SimX VR“, über die das Onlinemagazin healthysimulation.com schrieb. Mit der VR-Anwendung, die bereits an einigen US-Universitäten zum Einsatz kommt, lassen sich Auszubildende in authentische Pflegesituationen des Berufsalltags bringen, in denen sie direkten – wenn auch virtuellen – Kontakt zu Patient:innen haben.

Im Rahmen des virtuellen Lernprogramms können sich die Lernenden frei in einem bis zu 30 x 30 Meter großen Raum bewegen. Die VR-Technologie ermöglicht es also mehreren Teilnehmerinnen, sich im selben großen Raum zu bewegen und gleichzeitig zusammenzuarbeiten, um mehrere Patient:innen zu versorgen.

 

Nun kennst Du einige der neuesten Erfindungen, die der ambulanten Pflege und Patient:innen zugute kommen. Wir beobachten die Lage weiter und halten Dich betreffend spannender Innovationen weiter auf dem Laufenden.

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